#27 - Von Emmy Werner zu bedeutungsvollen Betätigungen
In der Kauai-Studie erforschte Emmy Werner mit ihrem Team über 40 Jahren, wie Menschen Resilienz entwickeln. Wir schauen uns das genauer an und diskutieren eine Studie, die die Verbindung zwischen Resilienz und bedeutungsvollen Betätigungen bauen möchte.
Geschichten aus dem Alltag: Sarah erzählt über Absetzungen in der Praxis und Sara hat eine Kaffeestudie mitgebracht, die unseren Konsum nachhaltig verändert (oder doch nicht?)!
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Alle Studien und Artikel aus dieser Folge:
Floegel, A., Pischon, T., Bergmann, M. M., Teucher, B., Kaaks, R., & Boeing, H. (2012). Coffee consumption and risk of chronic disease in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)–Germany study123. The American Journal of Clinical Nutrition, 95(4), 901–908.
Wang, X., Ma, H., Sun, Q., Li, J., Heianza, Y., Van Dam, R. M., Hu, F. B., Rimm, E., Manson, J. E., & Qi, L. (2025). Coffee drinking timing and mortality in US adults. European Heart Journal, ehae871.
00:00:24 Alltagsgeschichten und Einstieg
Sara Mohr und Sarah Bühler begrüßen die Zuhörerinnen zur neuen Folge von „Evidenz auf die Ohren“. Nach einem kurzen, humorvollen Einstieg berichten beide von aktuellen Herausforderungen im Praxisalltag: Sarah schildert ihre Erfahrungen mit Absetzungen und bürokratischen Hürden in der Abrechnung mit Krankenkassen. Sie beschreibt, wie fehlerhafte oder unleserliche Daten auf Verordnungen zu erheblichem Aufwand führen, etwa wenn Klientinnen erneut in die Praxis kommen müssen. Beide reflektieren, wie wichtig Sorgfalt bei der Dokumentation ist, und hoffen auf entspanntere Zeiten.
00:04:20 Geschichten aus dem Alltag: Retreat, Leitlinienarbeit und Kaffee
Sara erzählt von drei Erlebnissen: Zunächst berichtet sie begeistert vom anstehenden „Ergo Retreat“, das sie gemeinsam mit Amy Orellana organisiert. Das Retreat bietet Ergotherapeut*innen die Möglichkeit, sich im Grünen zu entspannen, Yoga zu machen und gemeinsam über den Berufsalltag nachzudenken. Im zweiten Teil gibt Sara Einblicke in ihre Mitarbeit an der S3-Leitlinie zur Therapie der Mobilität nach Schlaganfall. Sie beschreibt, wie multidisziplinäre Teams evidenzbasierte Empfehlungen diskutieren und wie anspruchsvoll es ist, komplexe Studienergebnisse laienverständlich zu formulieren. Abschließend berichtet sie von einer groß angelegten Studie zum Thema Kaffeekonsum: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass moderater Kaffeekonsum – insbesondere am Vormittag – mit einem geringeren Risiko für chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes assoziiert ist. Sara betont jedoch, dass es sich um Korrelationen handelt und keine Kausalität bewiesen ist.
00:16:30 Einführung ins Thema Resilienz und Emmi Werner
Sara leitet zum Hauptthema über: Resilienz. Sie stellt die Entwicklungspsychologin Emmi Werner vor, die als Pionierin der Resilienzforschung gilt. Werner wurde 1929 in Deutschland geboren, emigrierte in die USA und war maßgeblich an der berühmten Kawaii-Studie beteiligt. In dieser 40-jährigen Längsschnittstudie wurden fast 700 Kinder aus schwierigen Verhältnissen auf Hawaii begleitet, um zu untersuchen, welche Faktoren dazu beitragen, dass manche trotz widriger Umstände ein gesundes und selbstbestimmtes Leben führen.
00:20:04 Die Kawaii-Studie: Schutzfaktoren und Entwicklung von Resilienz
Sara erläutert die zentralen Ergebnisse der Kawaii-Studie: Ein Drittel der Hochrisikokinder entwickelte sich zu kompetenten jungen Erwachsenen ohne gravierende Auffälligkeiten. Entscheidend waren individuelle und soziale Schutzfaktoren wie mindestens eine stabile Bezugsperson außerhalb der Familie, das frühe Übernehmen von Verantwortung und eine positive, offene Grundhaltung. Emmi Werner betonte, dass Resilienz ein dynamischer Prozess ist, der sich über das Leben hinweg entwickelt und nicht als angeborene Eigenschaft verstanden werden darf. Besonders wichtig ist, dass Grundbedürfnisse wie Sicherheit und Gesundheit gedeckt sind, um Resilienz zu fördern.
00:28:17 Resilienz im Erwachsenenalter und Bedeutung für die Ergotherapie
Die Studie zeigte, dass Veränderungen und positive Entwicklungen auch noch im Erwachsenenalter möglich sind – etwa durch die Nutzung von Ressourcen in der Community, wie Freundeskreise, Vereine oder Bildungseinrichtungen. Sara zieht Parallelen zur gemeinwesenorientierten Ergotherapie und betont, wie wichtig Zugehörigkeit („Sense of Belonging“) als Resilienzfaktor ist.
00:30:11 Aktuelle Studie: Bedeutungsvoller Betätigung als Schutzfaktor
Sara stellt eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2024 vor, die den Zusammenhang zwischen bedeutungsvoller Betätigung, stressigen Lebensereignissen und Resilienz untersucht. Die Befragung von knapp 500 Erwachsenen in den USA zeigte: Wer auch in schwierigen Zeiten an bedeutungsvollen Aktivitäten teilnimmt, kann mit Belastungen besser umgehen und benötigt weniger „Resilienz im klassischen Sinne“. Der Engagement in Meaningful Activity Survey, ein kurzer Fragebogen, wurde als hilfreiches Werkzeug vorgestellt, um im ergotherapeutischen Setting die Bedeutung und Qualität von Alltagsaktivitäten zu erfassen.
00:36:14 Ergebnisse und praktische Implikationen
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bedeutungsvolle Betätigungen als Schutzfaktor in Krisenzeiten wirken. Aktivitäten, die zuvor alltäglich erschienen, können nach belastenden Ereignissen eine neue, emotionale Bedeutung gewinnen. Die Hosts regen an, in der Ergotherapie gezielt nach solchen Betätigungen zu fragen und den Fragebogen als Assessment zu nutzen – auch wenn die Studie methodische Einschränkungen (z.B. nicht repräsentative Stichprobe) hat.
00:39:35 Bezugspersonen, soziale Netzwerke und Rolle der Therapeut*innen
Sara berichtet, dass in der Kawaii-Studie Bezugspersonen aus dem familiären Umfeld, Freundinnen und Lehrkräfte als wichtigste Unterstützer benannt wurden – Therapeutinnen und andere Gesundheitsberufe rangieren deutlich weiter hinten, etwa gleichauf mit Haustieren. Sarah und Sara reflektieren, dass Ergotherapeutinnen oft nur einen kleinen Ausschnitt im Leben ihrer Klientinnen begleiten, und betonen die Bedeutung von Netzwerken und lokalen Ressourcen.
00:43:16 Drei Take-Home-Messages für die ergotherapeutische Praxis
Zum Abschluss formulieren Sara und Sarah drei zentrale Empfehlungen für die Praxis:
Bei Kindern gezielt nach stabilen Bezugspersonen und sozialen Netzwerken fragen.
Mit Klient*innen herausarbeiten, welche Aktivitäten ihnen Sinn und Kontrolle geben – ggf. mit dem vorgestellten Fragebogen.
Kinder und Erwachsene lokal anbinden (z.B. Jugendzentrum, Verein) und bei Bedarf auf Beratungsstellen oder das Jugendamt hinweisen, um Schutz und Unterstützung sicherzustellen.
Beide Hosts betonen, dass Resilienz nicht eingefordert werden kann, sondern durch gezielte Förderung von Ressourcen und bedeutungsvoller Betätigung im Alltag entsteht. Sie ermutigen Ergotherapeut*innen, Netzwerke zu nutzen und die eigenen Grenzen zu kennen.
00:45:57 Abschluss und Ausblick
Sara und Sarah verabschieden sich, weisen auf weiterführende Links und Studien in den Shownotes hin und laden die Community ein, Themenvorschläge einzureichen oder sich für das Retreat anzumelden.
(Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI generiert.)
Die Studie in Bildern

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