#12 - Was wissen Ergos über Gesundheit?

Wir klären was Gesundheitskompetenz ist und wie sie mit den sozialen Determinanten von Gesundheit zusammenhängt. Außerdem finden wir heraus, wie gut eigentlich die Gesundheitskompetenz von Ergotherapeut*innen ist (Spoiler: Da ist noch Luft nach oben!) und schauen im Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz, wie wir für unsere Klient*innen aktiv werden können.
 

Geschichten aus dem Alltag: Sara berichtet von einem Science Drama aus der Alzheimer-Forschung. Sarah’s Hund wird Rettungsschwimmer. Und Daniel muss sich an seiner Arbeitsstelle ganz schön oft umziehen.

Lust auf mehr Evidenz für dein Team?

 

Und die Studie dieser Folge ist: Simon, A., Ebinger, M., & Holoch, E. (2021). Die Gesundheitskompetenz von angehenden Ärzt*innen Pflegenden, Hebammen, Therapeut*innen und Gesundheitsmanager*innen in Deutschland – Explorative Pilotstudie. Das Gesundheitswesen, a-1657-9627.

Weitere Studien und Literatur in dieser Folge:
 
Abel, T., Sommerhalder, K., & Bruhin, E. (2018). Health Literacy / Gesundheitskompetenz. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention: Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.
 
Attard, E., Musallam, A., Vaas, K., Chaney, T., Fortuna, J. K., & Williams, B. (2021). Health Literacy in Occupational Therapy Research: A Scoping Review. The Open Journal of Occupational Therapy, 9(4), 1–18.
 
Marmot, M. G. (2015). The health gap: The challenge of an unequal world (1. Aufl.). Bloomsbury Press.
 
Weishaar, H., Berens, E.-M., Vogt, D., Gille, S., Horn, A., Schmidt-Kaehler, S., & Schaeffer, D. (2018). Gesundheitskompetenz – Ergos haben Schlüsselrolle. ergopraxis, 11(1), 8–10.

Intro: Hintergrundmusik, die sich langsam steigert. Eine Stimme sagt: Evidenz auf die Ohren, der Podcast für evidenzbasierte Ergotherapie. 

00:00:23 Sara Mohr: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge Evidenz auf die Ohren, eurem Podcast für evidenzbasierte Praxis in der Ergotherapie. Heute wieder mit euren Lieblings Ergos, nämlich mit Sarah Bühler und mit Daniel nicht. Und mein Name ist Sara Mohr. Wollen wir direkt starten mit Geschichten aus ihrem Alltag? 

00:00:53 Daniel Nicht: Auch gerne aus deinem Alltag, aber natürlich ja. 

00:00:55 Sara Mohr: Ich wollte gerade sagen, ich habe ein bisschen eine längere Geschichte aus dem Alltag, heute soll ich vielleicht anfangen?

00:01:06 Sarah Bühler: Fang an, hau raus. 

00:01:07 Sara Mohr: Ich hab nämlich eigentlich nichts aus meinem Alltag mitgebracht, sondern ich hab Science Drama mitgebracht. 

00:01:13 Daniel Nicht: Oh, zählt das dann? 

00:01:16 Sara Mohr: Ich weiß es nicht, aber ich habe es gestern gelesen, also war es quasi in meinem Alltag, Ich glaube, das zählt. 

00:01:22 Daniel Nicht: Kommt dann lass mal die Drama Queen raus.

00:01:25 Sara Mohr: Gestern ist auf Instagram ein Link an mir vorbeigeflogen zu einem Artikel, wo irgendwas stand mit Skandal und Alzheimer Forschung. Und ich dachte so, das klingt aber interessant, weil der Link führte mich zum Wall Street Journal, und ich dachte so, das ist nichts, was ich auf einer regelmäßigen Basis lese, aber ich dachte ok, das ist eine halbwegs seriöse Quelle und vom Wall Street Journal ging aber einen Link zu Science. Zu einer der großen wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Und es geht um Alzheimer tatsächlich. Wie liebe, Freunde -ihr seid ja Ergos – wie wird denn Alzheimer ausgelöst? Was ist da der Pathomechanismus? 

00:02:11 Daniel Nicht: Boah, da schwimme ich jetzt aber auch hier. 

00:02:15 Sarah Bühler: Hat das nicht was mit der Eiweiß Synthese zu tun?

00:02:18 Sara Mohr: Ja, genau es sammeln sich so Plaques im Gehirn an, Eiweiße. Das nennt man die Amyloide Plaques, die sich im Gehirn ansammeln und die Gedächtnis Funktion beeinträchtigen. Ganz, ganz grob mehr gehen wir nicht ins Detail, aber das ist der Mechanismus hinter der Alzheimer Erkrankung. Das müssen wir vorher wissen, um das Science Drama zu verstehen und wir müssen wissen, wie Medikamente erforscht werden, aber nur so ganz grob, nämlich meistens so in mehreren Stufen. Bevor sie Menschen verabreicht werden, macht man erstmal in vitro Studien, also im Reagenz Glas, um zu gucken, ob auf rein chemischer Basis der Wirkstoff das macht, was er machen soll. Ne, dann gibt es in vivo Studien also im Lebewesen, da werden Medikamente an Tieren getestet, um zu gucken, wie sie im lebenden Organismus wirken und ob da keine anderen Organe geschädigt werden oder so. Und dann muss es Studien an Menschen geben, um die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von einem Medikament im menschlichen Organismus anzuschauen. Und innerhalb der letzten 20 Jahre sind 99% der Alzheimer Medikamenten Studien an dieser letzten Stufe, an der Forschung im Menschen, gescheitert. Das ist eine ungewöhnlich hohe Rate für Medikamente, also viele Medikamente Studien funktionieren in vivo, funktionieren in vitro, aber funktionieren nicht im Menschen. Einfach, weil tierische Organismen – Ratten, Mäuse – nochmal anders funktionieren als menschliche Organismen. Aber 99% ist eine ungewöhnlich hohe Rate von Fails in dieser Stufe. Woran liegt das? Und jetzt kommt das Science Drama. Dieses Modell, diese Hypothese, dass Alzheimer dadurch entsteht, dass sich die Plaques im Gehirn ablagern, das wurde erstmals 2006 in einem Artikel veröffentlicht. Das waren Forschende von ganz renommierten Forschungsgruppen, von ganz renommierten Universitäten. Neurowissenschaftler*innen mit einer guten Reputation, mit viel Expertise, die sich schon seit Jahren mit der Alzheimer Forschung beschäftigt haben. Die waren die ersten, die an Ratten ein ganz bestimmtes Amyloid nachgewiesen haben, dass im Zusammenhang mit Gedächtnis Verlust steht, das heißt, die waren die ersten mit dem Finger drauf zeigen konnten: „Genau das ist das Amyloid, das sammelt sich an und löst den Gedächtnis Verlust aus.“ Dieses Paper ging damals durch die Decke, also das bestätigte eindeutig eine Theorie zu diesem Pathomechanismus hinter Alzheimer. Diese Theorie ist schon länger rum geschwebt im Raum, aber jetzt konnte man mit dem Finger drauf zeigen. Es gab einen wissenschaftlichen Beweis und das war natürlich auch der Startschuss für ganz viele Medikamenten Studien. Daniel meldest du dich grad? (lacht)

00:05:10 Daniel Nicht: Ja, ich hatte eine Frage, aber ich wollte dich nicht unterbrechen also wichtig ist, es wurde etwas an Ratten gefunden und es wurde daraus generalisiert, dass das auch beim Menschen derselbe Fall ist?

00:05:24 Sara Mohr: Das war erstmal ein guter Anhaltspunkt. So funktioniert das, du findest dann irgendeinen Anhaltspunkt und dann guckst du mal, ne. 

00:05:32 Daniel Nicht: Weil die Theorien im Raum schwebten, waren sie dadurch quasi bewiesen?

00:05:36 Sara Mohr: Genau das haben sich schon andere Forschungsgruppen gedacht. Okay, es muss doch ein bestimmtes Amyloid geben, das hauptverantwortlich für die Plaques ist. Das kann nicht einfach alles Eiweiß sein. Jetzt werden wir aber sehr biochemisch, da kenn ich mich auch nicht aus. 

00:05:49 Sarah Bühler: Ich habe immer noch im Kopf, dass es auch um so ein Tau Protein ging. 

00:05:54 Sara Mohr: Puh, keine Ahnung, das weiß ich nicht. 

00:05:56 Sarah Bühler: Okay, ja keine Ahnung. Ich glaube nämlich es sind zwei verschiedene Mechanismen. Aber ich müsste mich jetzt auch nochmal einlesen. 

00:06:03 Daniel Nicht: Ich glaube, wir kriegen bald ein paar wirklich aufklärende gute Mails dazu. 

00:06:12 Sarah Bühler: Ja, dafür wäre ich sehr dankbar. 

00:06:17 Sara Mohr: Auf unserer Homepage Ergo-unterwegs.de hat der Podcast jetzt ein wunderschönes Zuhause bekommen, ihr könnt unter jede einzelne Folge drunter kommentieren, schickt uns einen Kommentar, wenn wir Quatsch erzählen, bitte. Genau zurück zur Alzheimer Forschung: die Forschenden von diesem Artikel 2006 wurden über Nacht zur Wissenschafts-Rockstars. Alles oder vieles, was danach kam in der Alzheimer Forschung baut auf diesem Paper auf. Aktuell laufen ungefähr 130 Studien zu Medikamenten gegen Alzheimer und von denen sind ungefähr hundert spezifisch dafür designt genau dieses Amyloid anzugreifen, das in diesem Artikel identifiziert wurde. Ihr haltet alle schon so die Hand an die Stirn, ja. 

00:07:06 Daniel Nicht: Kann es sein, dass das Amyloid nicht das Richtige ist? 

00:07:12 Sara Mohr: Ja, also letztes Jahr kam zum ersten Mal der Verdacht auf, dass da irgendwas nicht stimmen könnte, also 16 Jahre später. Oder 15 Jahre später, weil eine Gruppe von Wissenschaftler*innen hat Bedenken angemeldet, dass ein bestimmtes Alzheimer Medikament, Simufilam heißt es, das wurde in Amerika zugelassen von der FDA, das ist die Behörde, die da immer Medikamente zulässt. Das wurde zugelassen und die Forschenden haben gesagt: Ey Leute, ihr könnt das nicht zulassen, es gibt nicht genug Wirksamkeitsnachweise. Sie haben also ihre Bedenken-

00:07:56 Sarah Bühler: Ich meine, da hat man auch relativ viele Hoffnungen in Deutschland gesetzt, dass das dann bald kommt. 

00:08:02 Sara Mohr: Ja, also es wurde auch zugelassen. Die FDA hat es zugelassen und die Forschenden haben im Nachhinein gesagt es gibt nicht genug Wirksamkeitsnachweise. Warum habt ihr das zugelassen? Haben also ihre Bedenken der FDA angemeldet, sie haben aber selber auch einen, heißt es auf Deutsch Investigator? Das klingt komisch.. 

00:08:27 Daniel Nicht: Ein Aufspürer, ein Ermittler? 

00:08:33 Sarah Bühler: Ermittler oder Untersucher? 

00:08:35 Sara Mohr: Ja, genau so einen Untersucher angeheuert, nämlich einen Neurowissenschaftler namens Matthew Schrag, der sollte die Sachlage nochmal überprüfen und sich das genau anschauen, ob da die Studien richtig gemacht wurden und so das heißt, der hat sich darein gewühlt und hat überprüft. Und er hat in seiner Untersuchung große Zweifel an diesem Medikament Simufilam gefunden. Aber halt nicht nur an diesem Medikament, sondern an 16 Jahren Alzheimer Forschung, die auf der Hypothese beruht, dass die Erkrankung mit diesem bestimmten Amyloid zusammenhängt. 

00:09:19 Sarah Bühler: Schick mir mal den Link zu dem Paper bitte. 

00:09:21 Sara Mohr: Ja, die Links kommen alle in die Show Notes. Was Schrag misstrauisch gemacht hat war… Er ist quasi die ganze Forschung nochmal rückwärts durchgegangen. Er hat sich ganz viele Paper angeguckt, ganz viele Studien und kam irgendwann bei dem Artikel von 2006 an und fand da die Bilder irgendwie komisch, also in Fachartikeln sind auch immer wieder Bilder, gerade wenn so chemische Analysen gemacht werden von den Ergebnissen. Und er sagt es sieht so aus, als wenn die Bilder aus mehreren Bildern zusammen kopiert worden sind und mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachbearbeitet wurden. Und er hat gezögert, das jetzt einen bewussten Betrug zu nennen, aber er hat auf jeden Fall den Finger gehoben: Leute hier hier ist irgendwas faul, irgendwas stimmt hier nicht. Zuerst hatt er das dem National Institute of Health, das ist quasi das Bundesgesundheitsministerium in Amerika, gemeldet. Die haben aber nicht reagiert. Ein halbes Jahr lang und dann hat er gesagt, so Leute, jetzt gehe ich an die Öffentlichkeit, das kanns ja nicht sein. Der Artikel wurde damals bei Science veröffentlicht und Science selbst hat dann gesagt okay, wir müssen das auch nochmal reviewen und hat 6 Monate lang ein Reviewverfahren durchgeführt nochmal für diesen Artikel, sich alles nochmal genau angeschaut und die Expert*innen, die sich insbesondere die Bilder des Artikels angeschaut haben, sagen jetzt auch die Echtheit müssen wir anzweifeln.  Der Link zu dem Artikel selber zu diesem 2006 Skandal Artikel kommt auch in die Show Notes. Der ist öffentlich einsehbar, also frei verfügbar und ich selber bin jetzt nicht in der Lage, auf den Bildern irgendein Fake zu sehen, aber ich hab ja auch keine Ahnung. Also das ist nichts, das ins Gesicht springt, wenn man sich nicht auskennt.

00:10:58 Daniel Nicht: Heißt aber man hat jetzt wieder gar keinen Ansatzpunkt?

00:11:29 Sara Mohr: Doch, also von 130 Trials, die momentan laufen, sind hundert jetzt mit diesem Eiweiß beschäftigt, aber es gibt auch noch 30 andere. Also man hat schon noch weiter in andere Richtungen geschaut, aber ein Großteil der Alzheimer Forschung in den letzten 16 Jahren, Milliarden an Forschungsgeldern wurden für Projekte ausgegeben, Forschende haben Zeit, haben Jahre ihres Lebens investiert in Forschungsprojekte, die auf vermutlich falschen Hypothesen beruhen. Und es ergeben sich auch Probleme für die Patient*innenversorgung, weil teilweise wurde der Nachweis genau dieses Protein im Gehirn auch als Diagnose Kriterium benutzt.

00:12:11 Sarah Bühler: Ja, Mhm. 

00:12:14 Sara Mohr: Das heißt, es wurden vermutlich Menschen mit Alzheimer diagnostiziert, die es gar nicht hatten und umgekehrt sind vermutlich Menschen an Alzheimer gestorben, obwohl sie mit was anderem diagnostiziert wurden. 

00:12:14 Daniel Nicht: Oh nein. 

00:12:26 Sarah Bühler: Gut, die wurden dann wahrscheinlich mit einer normalen Demenz diagnostiziert. Ne, dann machst du ja momentan die Unterscheidung. 

00:12:34 Sara Mohr: Und das beeinflusst ja auch auch andere Forschungen dann wieder, ne. 

00:12:38 Daniel Nicht: Krass, was für Auswirkungen.  Bei so einer Menge an Studien frage ich mich warum hat vorher nicht mal jemand gezweifelt? 

00:12:58 Sara Mohr: Ich hab mich das auch gefragt. Also wie gesagt diese Gruppe, die damals dieses Paper geschrieben hat, die wurden ja mit Forschungsgeldern zugeschmissen, das heißt, sie hatten Geld und das heißt, wenn die selber gesagt hätte na eigentlich waren wir uns bei den Paper nicht so sicher, dann hätten die die Ressourcen gehabt zu sagen, wir machen nochmal eine Studie, wir gucken uns das noch genauer an. Und dann kannst du ohne Probleme, ohne dein Gesicht zu verlieren 2 Jahre später sagen Ok Leute, Wir haben uns nochmal ganz genau angeschaut damals das Paper, das war noch ungenau, aber jetzt können wir euch genau sagen so und so ist es. Ich verstehe nicht, warum das nicht passiert ist in den letzten 16 Jahren, weil mindestens eine Person in dieser Forschungsgruppe wusste, dass da eigentlich Schmuh drin steht in diesem Paper. So noch 2 Sachen dazu, dann bin ich fertig mit der Sache: es ist nicht alle Hoffnung verloren, weil die Hypothese, dass Alzheimer durch diese Plaques entsteht, durch diese Eiweiß Ablagerung, die ist immer noch gültig. Es ist halt vermutlich nicht dieses eine spezielle Eiweiß, aber es ist jetzt nicht so, dass die komplette Alzheimer Forschung in die Tonne kann. Nur die Aufmerksamkeit, die diesem bestimmten Amyloid geschenkt wurde, war vermutlich sehr ungerechtfertigt. Dann noch ein schöner Kommentar von diesem Matthew Schrag, der da ermittelt hat, er hat das Zitat gesagt: „Man kann schummeln, um eine Studie zu verfassen. Man kann betrügen, um einen Abschluss zu bekommen. Man kann schummeln, um Forschungsgelder zu bekommen. Aber man kann nicht betrügen, um eine Krankheit zu heilen. Denn der Biologie ist es egal, ob du schummelst.“ Und mein letzter Satz dazu: das wird so ein bisschen instrumentalisiert in den Social Media, gerade auch diese Science Drama, um zu sagen „Ja siehste, das ist ja alles Fake bei der Wissenschaft, die denken sich da irgendein Kram aus und das ist alles manipuliert und stimmt ja alles gar nicht.“ Aber die Lösungen für schlechte Wissenschaft ist immer mehr bessere Wissenschaft. Also die Lösung kann nicht sein, oh, da jemand Scheiße gebaut, dann hören wir eben auf mit der Wissenschaft und pendeln jetzt wieder unsere Chakren aus, sondern die Lösung muss halt sein…

00:15:17 Sarah Bühler: Ich muss so lachen, weil ich eine E-Mail zum Chakren auspendeln bekommen hab.

00:15:23 Daniel Nicht: Was? 

00:15:26 Sarah Bühler: Ist eigentlich nicht der Rede wert. Mir wurde eine Kooperation vorgeschlagen. 

00:15:31 Daniel Nicht: Also meine Neugier ist geweckt? 

00:15:33 Sara Mohr: Sarah kann dann alle ihre Klient*innen heilen, du. 

00:15:36 Sarah Bühler: Ich krieg dann noch Provisionen und alles. Nein, das ist nicht der Rede wert. 

00:15:46 Sara Mohr: Geht bestimmt auch über Fernheilung.

00:15:49 Sarah Bühler: Mhm, ja, funktioniert alles. 

00:15:56 Daniel Nicht: Komm, komm, lass uns wieder den Weg der Forschung einschlagen. 

00:16:01 Sara Mohr:  Das war meine sehr lange Geschichte aus dem Alltag. 

00:16:05 Daniel Nicht: Finde ich aber trotzdem mega wichtig, ne, also das zeigt ja auch, warum wir uns hier mit diesem Podcast einfach auch für Ergotherapie Forschung interessieren. Und einfach nochmal genau auf Studien gucken nicht, dass wir jetzt so einen Science Drama auslösen würden aber solange niemand kritisch guckt, können halt Fehler passieren. 

00:16:26 Sara Mohr: Ja, immer alles hinterfragen. 

00:16:31 Sarah Bühler: Wenn man nicht hinterfragen darf, dann stimmt was nicht. War ich auch letztens wieder auf so einem Vortrag, ach, das ist so… Da sollte man keine Fragen stellen, weil man das anders sehen kann als es in Büchern steht. 

00:16:44 Sara Mohr: Wenn ein Vortrag schon so eingeleitet wird, habe ich schon wenig Lust.

00:16:47 Sarah Bühler: Ja ja, genau ich auch. 

00:16:51 Sara Mohr: Sarah, in welchen Kreisen verkehrst du, dass dir so viel Schwurbelei begegnet (lacht)? 

00:16:56 Sarah Bühler: Ich weiß auch nicht, wie ich da immer wieder rein gerate.

00:16:59 Daniel Nicht: Wichtig ist, wie du da rauskommst. 

00:16:59 Sarah Bühler: Ganz schnell du. (lacht) Meine Geschichte aus dem Alltag hat gar nichts mit Wissenschaft zu tun. Ja, sondern ich komme gerade vom Probetraining für unseren Hund, der vielleicht bei der Wasserrettungsstaffel mitmachen darf. Und das Probetraining ist voll gut gelaufen und wir sind im Boot gefahren und dann haben wir haben direkt festgestellt, dass sie total geeignet ist, weil sie ja so wachsam ist das, was uns im Alltag schon total schwierig macht, ja, aber deshalb machen wir das ja auch ne, damit sie ausgelastet ist ja und hat den ganzen See im Blick gehabt. Sowohl die Enten als auch die Schwimmer als auch die Leute im Naturschutzgebiet, das war gar kein Problem.

00:18:02 Sara Mohr: Ja und wie läuft das dann ab? So ein Training also, das ist von der DLRG oder was hast du gesagt?

00:18:05 Sarah Bühler: Ja genau, also erstmal werden die wohl einfach spielerisch ans Boot gewöhnt und Wasserrettung geht vor allem darum, dann Leichen zu bergen also, dass der Hund anzeigt, wo jemand untergegangen ist. Und das heißt, sie werden dann auf den Geruch konditioniert, und wenn man mit dem Boot dann fährt, dann zeigt er an und dann kommen die Taucher*innen. 

00:18:34 Sara Mohr: Also das Ziel ist nicht, dass du…Na gut, ja also wenn ich mir jetzt vorstelle, ich bin am ertrinken, würde mich das nicht beruhigen, wenn er so ein Hund dann gepaddelt kommt und das kann er ja nicht, der kann ja keinen retten dann, ja. 

00:18:43 Sarah Bühler: Ja, der kommt auch nicht angepaddelt der Hund geht nicht ins Wasser. Der sitzt nur auf dem Boot, der zeigt vom Boot aus an.

00:18:51 Sara Mohr: Ich habe mir das viel dramatischer vorgestellt.

00:18:52 Sarah Bühler: Nein, das ist überhaupt nicht dramatisch. 

00:18:52 Daniel Nicht: Ich hab jetzt auch gedacht, dass du irgendwie so quasi zum Bademeister noch den Hund dazu steuerst. Und wenn irgendwer absäuft, ist der Hund schneller als der Bademeister oder sowas. 

00:19:05 Sarah Bühler: Vielleicht gibt es das auch, aber hier wird es jetzt so gemacht genau und so. Gibt ja auch noch Vermissten Suche und solche Sachen, dieses Mantrailing, das ist aber zu zeitaufwendig. Ich krieg das nicht hin, das zu trainieren. 

00:19:19 Sara Mohr: Ja, okay und das heißt sie sitzt dann später auf dem Boot und ist auf den Geruch konditioniert und zeigt dann vom Boot aus an, da müssen wir hin. 

00:19:28 Sarah Bühler: Genau ja, also da ist jemand und dann werden die Taucher gerufen. 

00:19:33 Daniel Nicht: Ist sehr spannend, aber ich hoffe auch, dass sie das wenig machen muss. Du musst da ja mit, oder?

00:19:36 Sarah Bühler: Tatsächlich auch ja, also ich muss da mit. Ich muss mit und ich werde auch ausgebildet, und das ist eine dreijährige Ausbildung tatsächlich, als Hundeführer*in. 

00:19:49 Sara Mohr: Deine Motivation, Wasserleichen aufzuspüren ist also hoch.

00:19:51 Sarah Bühler: Ist hoch, mir geht es tatsächlich eher darum, dass der Hund im Alltag ausgelastet ist, aber wir machen das dann natürlich als Ehrenamt. Es sind wohl auch nicht so viele Einsätze im Jahr, wenn das dann 10 Einsätze sind. 

00:20:11 Sara Mohr: Es gibt ja auch mehrere Hunde wahrscheinlich, die das machen, das wird ja nicht jedes Mal Polly sein.

00:20:14 Sarah Bühler: Nicht jedes Mal genau. Es gibt auch mehrere Hunde und ist dann auch immer die Frage, ob du dann gerade den Dienst hast oder was auch immer. Ich bin da noch nicht so drin wie gesagt, das war heute das erste Mal, aber eines der Dinge, die relativ gut mit unserem Hund funktioniert haben, ohne dass wir groß trainiert haben. 

00:20:30 Sara Mohr: Halt uns mal auf dem Laufenden, ich finde das sehr spannend. 

00:20:35 Daniel Nicht: Dann bin ich jetzt dran mit meiner Story aus dem Alltag, ne? Ich glaub, ich halte das eher kurz. Also was bei mir gerade ganz massiv irgendwie Thema ist, dass ich in meiner Arbeit, ich bin ja stellvertretende Leitung, aber als Ergotherapeut vertritt man natürlich auch in diversen Bereichen und deswegen ist meine Story aus dem Alltag irgendwie dieser Mix aktuell. Also mal bin ich irgendwie am Vormittag noch in der Arbeitstherapie und helfe in der Gärtnerei aus und sitzt da im Beet und zupft noch irgendwie Unkraut und am Nachmittag sitze ich dann irgendwie mit irgendwem zusammen und begehe eine Station, um zu gucken, wer welche Rolle bekommt. Also so abwechslungsreich ist aktuell mein Tag. 

00:21:25 Sara Mohr: Und ist das gut, oder? 

00:21:26 Daniel Nicht: Also dauerhaft ist das, glaube ich, ein bisschen schwierig. Aber noch ist es gut ich habe angefangen, mir Sachen mitzunehmen, damit ich mich umziehen kann, weil die Anlässe, also in der Arbeitstherapie willst du jetzt irgendwie nicht mit einer guten Hose und einem vernünftigen T-Shirt, oder Hemd, rumlaufen.

00:21:46 Sara Mohr: Ich fände es sehr kongruent, wenn du ganz Arbeitstherapie mäßig auch mit der dreckigen Garten Hose, dann zum nächsten Meeting gehen würdest (lacht), fänd ich persönlich sehr konsequent. 

00:21:55 Daniel Nicht: Ich habe das Gefühl, dass ich mich selber nicht mehr ernst nehmen kann, weil also du betrittst den Raum und du versuchst dich ja irgendwie dem Raum anzupassen, damit du nicht unbedingt auffällst, sondern dass du ernst genommen wirst und wenn du den Raum betrittst und einfach massiv hervorstichst, weiß ich nicht, ob man mir genauso Glauben schenkt, wie wenn ich mich dem Ganzen anpasse.

00:22:20 Sara Mohr : Bist du so jemand, der auch bei online Meetings eine Hose anhat? 

00:22:34 Daniel Nicht: Du nicht? (lacht laut)

 00:22:39 Sara Mohr: (lacht) Mist, ich dachte nicht, dass die Frage zurückkommt. Also ich habe gerade eine Hose an, weil es kühl ist. Aber naja, man sieht nur den Oberkörper, wenn es bequemer ist, kann man ja auch einfach was Bequemes untenrum anhaben. 

00:22:52 Daniel Nicht: Gibt es dazu eine Studie, wie sich Menschen verhalten ohne Hose im Meeting? 

00:22:52 Sara Mohr: Aber ich weiß, was du meinst. Manchmal, wenn ich wichtige Meetings habe, und ich weiß ja, man sieht meine Hose nicht, dann ziehe ich aber trotzdem ne richtige Hose an, weil ich das wie du sagst, wenn ich das Gefühl habe, dann kann ich mich ernsthafter verhalten und dann bin ich irgendwie glaubwürdig, obwohl niemand diese Hose sieht, aber die ist für mich wichtig. 

00:23:12 Daniel Nicht: Das ist für mich vorab ein Ritual, um in meine Rolle zu kommen. Also die Art und Weise, sich fertigzumachen und vorzubereiten und auch Kleidungstechnisch zu passen, das ist Teil der Vorbereitung für mich. Um dann besser da reinzupassen, ich habe keine Ahnung, ob das Sinn macht oder ob das eine Macke von mir ist also. 

00:23:31 Sara Mohr: Ja, macht Sinn. Nee, ich glaub das macht sehr viel Sinn also ich hatte das in der kurzen Zeit wo ich in der Klinik gearbeitet habe, ich bin ein riesen Fan von Arbeitskleidung und dieses morgens die Kleidung anziehen und nachmittags oder abends die Kleidung wieder ausziehen und dann ist Feierabend und das ist so ein Ritual, wie du sagst, um dann auch wieder aus dem Arbeitsmodus rauszukommen. Ich fand das damals sehr hilfreich. 

00:23:59 Daniel Nicht: Ich hab nochmal nachgedacht, ich hab mir das von den Job Coaches abgeguckt, ich hab ja ne ganze Weile mit Job Coaches zusammengearbeitet und die haben ja in unglaublich vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet, ne in irgendwelchen Fabriken, wo du zwangsläufig irgendwelche Arbeitskleidung und Schutzkleidung hattest, die Menschen begleitet, irgendwie im Verkehrssystem oder irgendwie mit Warnwesten und sowas. Dann waren wir aber auch mit Vorständen im Kontakt oder hatten auch Job Coachings zum Beispiel bei Jurist*innen und sowas und da kannst du einfach nicht in Einheitskleidung hingehen, deswegen waren die halt auch immer wieder angepasst auf das, wo sie hingehen und ich glaube, von denen habe ich mir das so ein bisschen abgekupfert. Auch so ein bisschen darauf zu achten wo gehe ich hin und was das richtige Erscheinungsbild? 

00:24:49 Sarah Bühler: Das muss ich glaube noch lernen. Ich sehe immer gleich aus. 

00:24:54 Sara Mohr: Das ist in der Praxis aber auch anders.

00:25:04 Daniel Nicht: Und vor allen Dingen da bleibst du immer in deiner Rolle, also du bist ja immer die Therapeutin in der Praxis, also wenn du jetzt aus deiner Praxis rausgehen würdest und keine Ahnung zu den Ärzt*innen gehen würdest und Werbung für deine Praxis machen würdest, ich glaube dann würdest du dich wahrscheinlich auch ein bisschen anders kleiden.

00:25:21 Sarah Bühler: Nein, ich habe immer mein Polo an, letztens war ich voll falsch angezogen mit meinem Polo. Da hat er Kinderarzt zum Eltern Stammtisch der ADHS Selbsthilfegruppe eingeladen, mir war nicht klar, dass wir alle ganz… ja, ich bin halt direkt von der Arbeit gekommen und hatte mein Polo an mit riesengroßer Werbung drauf, ja war voll unangebracht. 

00:25:47 Sara Mohr: Wieso? Wie waren die anderen angezogen? 

00:25:52 Sarah Bühler: Ja normal halt, aber es war halt keine Werbung drauf. Du gehst doch nicht auf einen Eltern Stammtisch mit groß Ergotherapie drauf also. Also es war gar nicht so gedacht weißt du, als ich rein bin, dachte ich nur so „Oh Mist, hast du noch irgendwas im Auto, was du anziehen kannst?“ (lacht)

00:26:12 Daniel Nicht: (lacht) Deswegen mache ich mir vorher Gedanken. 

00:26:19 Sarah Bühler: Ja. Gut, lass mal mit der Studie loslegen.

00:26:23 Daniel Nicht: Ich habe gehört, wir widmen uns heute einer Studie, die sich gewünscht wurde, ist das korrekt? 

00:26:38 Sara Mohr: Ja, die liebe Esha hat uns eine E-Mail geschrieben, und hat sich das Thema Gesundheitskompetenz gewünscht. Sie arbeitet in der Frühförderstelle und studiert nebenbei noch Therapiewissenschaften und hat gesagt, macht doch mal was zu Gesundheitskompetenz. Und ich habe gedacht, jaja, klar, Gesundheitskompetenz kenn ich. Kenn ich. Und dann habe ich es gegoogelt. (lacht)

00:27:15 Sarah Bühler: (lacht) Ja also du darfst uns mal abholen. 

00:27:18 Sara Mohr: Ja, ich hole euch mal ab. Gesundheitskompetenz, Definition vom Bundesgesundheitsministerium: „Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit Gesundheitsinformationen zu sammeln, zu verstehen, zu beurteilen und im Alltag anzuwenden.“ so weit, so unspezifisch. Aber vielleicht habt ihr das schon mal erlebt, dass ihr mit Klient*innen bestimmte Absprachen getroffen habt, und die wurden dann nicht umgesetzt, also zum Beispiel ihr habt gesagt Ah, die Frage stellen sie doch beim nächsten Termin mal Ihrer Hausärztin und klären das mal; oder Die Übung sollten Sie jetzt regelmäßig durchführen; oder bei der Betätigung sollten Sie auf diese bestimmte Vorgehensweise achten. Und dann wird es nicht umgesetzt, ja. 

00:28:12 Daniel Nicht: Ja, damit habe ich immer wieder zu kämpfen. 

00:28:16 Sara Mohr: Ja, und das kann viele Gründe haben, warum Leute das nicht umsetzen, im Alltag, aber ein wichtiger Grund, warum diese Umsetzung nicht klappt, kann fehlende Gesundheitskompetenz sein. Und wenn eure Klient*innen eine schlechte… Sarah nickt, ja? 

00:28:30 Sarah Bühler: Soll ich euch noch einen Schwank erzählen zum Thema Gesundheitskompetenz? Meine Großeltern glauben ja, sie haben total die Ahnung von Gesundheit und messen täglich den Blutdruck und dokumentieren das akribisch. Aber wenn der hoch ist, machen die nix. Sie haben es ja aufgeschrieben. Und dann sagen sie sowas wie, demletzt war der drei Wochen so hoch, aber wir haben es ja aufgeschrieben, wie der Arzt gesagt hat…

00:28:59 Sara Mohr: Was fällt einem dazu ein? Ich finde ja erster Schritt, sie haben diese Gesundheitsinformationen dokumentiert, das ist ja schonmal gut.

00:29:26 Sarah Bühler: Genau, das ist denen wichtig, der Arzt hat gesagt sie sollen den Blutdruck aufschreiben, das haben sie gemacht.

00:29:27 Sara Mohr: Ja, ich glaube, das kann stellvertretend für die Gesundheitskompetenz von sehr vielen Menschen stehen. Dieser Schwank. Wenn unsere Großeltern oder Klient*innen eine nicht so gute Gesundheitskompetenz haben, sind sie damit nicht allein. Die WHO hat unter anderem eine Umfrage durchgeführt 2019 – 2021 in 17 verschiedenen Ländern, darunter auch Deutschland und hat Leute zu ihrer Gesundheitskompetenz befragt. Und der Schnitt über diese 17 europäischen Länder liegt bei 46% der Befragten haben eine geringe Gesundheitskompetenz, also fast die Hälfte. Und in Deutschland ist es sogar noch mehr da sehen sich knapp 60% der Bevölkerung mit gesundheitsrelevanten Informationen vor erhebliche Schwierigkeiten gestellt. Und das Problem mit einer geringen Gesundheitskompetenz ist, das hat man auch unter anderem in dieser Umfrage von der WHO, aber auch noch an ganz vielen anderen Studien zur Gesundheitskompetenz gesehen, dass das nicht da aufhört, dass du eine schlechte Gesundheitskompetenz hast, sondern das geht einher mit ungesundem Gesundheitsverhalten, mit einem schlechteren Gesundheitszustand und mit einer intensiveren Inanspruchnahme des Gesundheitssystems, andersrum formuliert wenn deine Gesundheitskompetenz höher ist kannst du deine Gesundheit viel besser einschätzen, du hast einen gesünderen Lebensstil, du hast seltener chronische Erkrankungen, du musst seltener zu Ärzt*innen. Das heißt, hier gibt es einen ganz großen Link zu den Determinanten von Gesundheit wissen wir, was die Determinanten von Gesundheit sind?

Sarah Bühler: Einkommen, Bildung…

Sara Mohr: Sehr gut die Determinanten von Gesundheit beschreiben, was beeinflusst eigentlich unsere Gesundheit, wovon ist unsere Gesundheit abhängig? Und es gibt dazu eine schöne Abbildung, auch die packe ich euch auf die Homepage. Man kann sich diese vorstellen, wie so ein Halbkreis. Und in der Mitte, der Kern des Halbkreises ist wie bei vielen Ergo Modellen das Individuum und das heißt der innerste Teil, was unsere Gesundheit beeinflusst, ist unser Alter, unser Geschlecht, unsere Erbanlagen einfach, was wir so körperlich einfach mitbringen für unsere Gesundheit. Dann kommen die Faktoren unserer individuellen Lebensweise, also ob wir halt viel zu McDonalds gehen oder das Gemüse aus dem eigenen Garten roh essen, keine Ahnung. 

00:32:05 Daniel Nicht: Und dann spielt auch schon die Umwelt eine Rolle. 

00:32:07 Sara Mohr: So und dann kommt im nächsten Level die sozialen Determinanten der Gesundheit, das heißt, wie Sarah gerade gesagt hat: Was arbeite ich, wo arbeite ich, wieviel verdiene ich? Arbeite ich überhaupt oder bin ich arbeitslos, habe ich Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen, habe ich Zugang zu Bildung, habe ich Zugang zu einer Gesundheitsversorgung, die mich adäquat versorgt? Wie sind die Wohnverhältnisse, wie ist die Lebensmittelproduktion in dem Land, in dem ich lebe? Und das sind Faktoren, die beeinflussen unsere Gesundheit. Das sind aber nicht unbedingt Faktoren, auf die wir so direkt einen Einfluss haben, denn wenn wir uns beim Thema Gesundheitskompetenz und Gesundheitsverhalten nur mit dem inneren Kern mit dieser individuellen Lebensweise beschäftigen, dann ist das Risiko total hoch, dass wir victim blaming betreiben, also dass wir Menschen für Umstände verantwortlich machen, für die sie gar nichts können und deren Opfer sie eigentlich schon sind. Ich habe demletzt ein tolles Buch gelesen, auch dazu Link in den Shownotes,  auf Englisch heißt es „The health gap“, ich weiß leider nicht, wie es auf Deutsch heißt, aber das ist von Michael Marmot, der hat mit an der Erarbeitung dieser Determinanten von Gesundheit mitgearbeitet. Und er hat ein sehr tolles Buch geschrieben darüber, dass wir Gesundheit eben nicht fördern können, wenn wir uns immer nur diesen individuellen Anteil der Determinanten von Gesundheit angucken, sondern wir müssen uns das soziale und ökonomische Gefüge, in dem die Menschen leben angucken.

00:33:48 Sarah Bühler: Was wir mit unseren Modellen teilweise auch tun zumindest ansatzweise zumindest. 

00:33:54 Sara Mohr:  Ansatzweise genau. Es gibt in seinem Buch zwei schöne Listen, die ich euch jetzt mal kurz vorlese, die sehr anschaulich machen, was so Ratschläge für eine bessere Gesundheit mit einem machen. Wir gucken uns die erste an, das ist tatsächliche eine Liste, die das englische Gesundheitsministerium 1999 herausgegeben hat, 10 Regeln für eine bessere Gesundheit:

  1. Rauch nicht. Wenn du kannst, hör auf. Wenn du es nicht kannst, reduziere es.
  2. Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse.
  3. Bleibe körperlich aktiv.
  4. Bewältige Stress, indem Du z. B. über Dinge sprichst und dir Zeit zum Entspannen nimmst.
  5. Wenn du Alkohol trinkst, tue es in Maßen.
  6. Schütze dich in der Sonne und schütze deine Kinder vor Sonnenbrand.
  7. Praktiziere geschützten Geschlechtsverkehr.
  8. Nimm Krebsvorsorgeuntersuchungen in Anspruch.
  9. Sei sicher im Straßenverkehr: Halte dich an die Straßenverkehrsordnung.
  10. Lerne Erste Hilfe.

Was macht diese Liste mit euch? 

00:35:25 Daniel Nicht: Check check check check natürlich. 

00:35:27 Sara Mohr: Aber würdet ihr sagen unterstützt diese Liste euch darin euer Gesundheitsverhalten zum positiven zu verändern? 

00:35:35 Sarah Bühler: Nee, das weiß man ja, es geht doch um die kleinen Verhaltens Veränderungen, wie krieg ich das im Alltag umgesetzt? Ja, wenn wir jetzt noch mal jemand sagt ich soll mich gesünder ernähren oder mehr Bewegung machen…Das probiert doch jeder. 

00:35:50 Sara Mohr: Das ist das Ding! Es ist noch nie vorgekommen, dass du gerade auf dem Weg mit einem nörgelnden Kind auf dem Rücksitz zu McDonalds bist, weil du es zeitlich und finanziell gerade nicht anders auf die Reihe kriegst und dann fällt dir aber ein: Oh nein, Punkt 2 auf der Liste des Gesundheitsministeriums lautet Ernähre dich gesünder! Mist! Dann drehst du und fährst zum Bioladen? Also das ist noch nie passiert behaupte ich. 

00:36:16 Daniel Nicht: Die Sachen, die da angegeben sind, sind halt immer extreme Änderungen deines Alltags, wenn du sie nicht erfüllst, ne also nicht rauchen. Ja also, wenn es so leicht wäre, wie es da steht, dann hätten wir keine Raucher*innen mehr. 

00:36:39 Sara Mohr: Ach so rauchen ist ungesund? Oh, dann höre ich auf! Hat noch niemand gesagt. 

00:36:44 Daniel Nicht: Wobei ich es schonmal einen Schritt in die richtige Richtung finde zu sagen man soll reduzieren.

00:36:50 Sara Mohr: Aber auch da: Wie mache ich das denn? Wie reduziere ich denn mein Rauchen? Also diese Liste ist das ist alles gut und schön, aber das ist alles…

00:37:01 Sarah Bühler: …nicht hilfreich. 

Sara Mohr: Ja, das wissen wir schon. Das ist nicht hilfreich und dann kommt die zweite Liste, die ist von David Gordon, der ist aus einer Forschungsgruppe von der Uni in Bristol, glaube ich. Und er hat quasi als Antwort auf diese erste Liste eine zweite Liste verfasst. Auch mit 10 Tipps für die Gesundheit. 

  1. Sei nicht arm. Wenn du kannst, hör auf. Wenn du es nicht kannst, versuche, nicht lange arm zu sein.
  2. Lebe nicht in einer strukturschwachen Gegend. Wenn doch, ziehe um.
  3. Sei nicht behindert oder habe ein behindertes Kind.
  4. Arbeite nicht in einem stressigen, schlecht bezahlten Job.
  5. Lebe nicht in einer feuchten, minderwertigen Wohnung, aber sei nicht obdachlos.
  6. Du musst in der Lage sein, für soziale Aktivitäten und den Jahresurlaub zu bezahlen.
  7. Sei nicht alleinerziehend.
  8. Beanspruche alle Leistungen, auf die du Anspruch hast.
  9. Du musst in der Lage sein, dir ein Auto leisten zu können.
  10. Nutze Bildung, um deine sozioökonomische Position zu verbessern.

So die zweite Liste macht sehr deutlich, dass selbst, wenn ich weiß, was gut für meine Gesundheit ist, heißt das nicht, dass ich in der Lage bin, diese Faktoren zu beeinflussen, weil alle Faktoren von dieser zweiten Liste beeinflussen unsere Gesundheit genauso sehr, wie wenn wir rauchen, jeden Tag dreimal bei McDonald’s essen und keine Krebsvorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Die zweite Liste hat genau so viel Einfluss auf unsere Gesundheit, aber wir haben keinen Einfluss auf diese zweite Liste. Und das ist das frustrierende an diesen Listen. Das fand ich sehr beeindruckend. Es gab 2021 eine Umfrage in Deutschland, die sehr eindrücklich zeigt, dass Gesundheit und soziale Ungleichheit sehr eng miteinander verknüpft sind. Alte Menschen, Menschen mit niedriger Bildung, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Menschen mit Migrationserfahrung haben häufig auch eine niedrige Gesundheitskompetenz. Und damit auch weniger Zugang zu für sie wichtigen Informationen und Hilfestellungen. Und dann entsteht dieser Teufelskreis. Dann habe ich keinen Zugang, dann weiß ich nicht, dann kann ich mir nicht selber helfen, …Weniger Zugang mehr Krankheit? 

00:39:44 Daniel Nicht: Oder aber der Klassiker, den ich kenne, ist so „ich hab Rückenschmerzen der Arzt kann mir eh nur Spritzen geben“. Nein, kann er nicht. Es gibt auch noch viele weitere Möglichkeiten, wenn du dafür offen bist und wenn du da vielleicht mal hingehst, aber einen Termin braucht ja 6 Monate, da kann ich ja auch gar keinen Termin machen. 

00:40:05 Sarah Bühler: Dann ist ja eigentlich schon mal super, wenn du zu Ärzt*innen gehst. Wenn du die Hürde schonmal nehmen kannst.

00:40:09 Sara Mohr: Und es ist eine Hürde Leistungen im Gesundheitssystem in Anspruch zu nehmen. 

00:40:13 Sarah Bühler: Also selbst ich hab da Probleme. Ich bin hierhergezogen und ich brauche eine*n neue*n Hausärzt*in. Ich habe 20 Praxen angerufen und keiner nimmt mehr jemanden auf. 

00:40:27 Sara Mohr: Und jetzt bist du, was die sozialen Determinanten von Gesundheit angeht, privilegiert. 

00:40:29 Sarah Bühler: Privilegiert, ja. Ist halt so ne also, und wenn du da dann noch nicht verstehst oder nicht genau weißt, warum das jetzt so ist? Du rufst doch nicht bei 20 Praxen an? 

00:40:46 Sara Mohr: Viele Leute verlieren vorher einfach, die haben gar nicht die Möglichkeiten, oder Ressourcen… überhaupt also anrufen stellt für viele Menschen schon ein Problem dar. Und dann 20 Praxen… also das das macht mir ein unangenehmes Gefühl, wenn mir jemand sagen würde du musst jetzt bei 20 Praxen anrufen. 

00:41:04 Daniel Nicht: Vor allen Dingen du hast ja auch 20-mal dass du nicht genommen wirst ne also, das ist deine gesundheitlichen Belange nicht wichtig wären.

00:41:11 Sara Mohr: Genau, das könnte die Message sein, die du dann verstehst, genau, die wollen mich ja nicht. 

00:41:16 Daniel Nicht: Ja, genau natürlich auch nochmal was, was dich auch irgendwie so ein bisschen zweifeln lässt. 

00:41:24 Sara Mohr: Ich würde sagen, an dieser Stelle kommt die Ergotherapie ins Spiel, spätestens um die Stimmung mal wieder ein bisschen hochzuholen. Noch ein letzter Hinweis die ganzen Zahlen und Umfragen, die ich jetzt gerade eben erwähnt habe, die gibt es ganz toll im Überblick auf der Homepage des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz. Wir haben nämlich für Deutschland einen Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz und der ist sogar ziemlich cool. Wir gucken uns den gleich noch genauer an. So warum wir Ergos? Warum haben wir überhaupt was mit Gesundheitskompetenz zu tun? Warum geht uns das etwas an? Weil – behaupte ich jetzt – wir unsere Klient*innen oft über einen längeren Zeitraum begleiten, weil wir das familiäre und soziale System kennen, in dem sie sich bewegen, weil wir viel mehr Zeit haben, eine positive Beziehung aufzubauen, als viele andere Akteure im Gesundheitswesen und außerdem verfügen wir laut unserem Kompetenzprofil über die Kommunikationsfähigkeiten, um Informationen auf verschiedenen Niveaus verständlich zu vermitteln und Veränderungen im Alltag zu begleiten. Würde jetzt mal behaupten ja, das war der Elevator Pitch? Aber wir müssen vorher noch eine Frage stellen und um die geht es in der Studie, die wir uns heute ganz kurz anschauen: Wie steht es denn um die Gesundheitskompetenz von uns Ergos? 

00:42:54 Daniel Nicht: Oha.

00:43:01 Sara Mohr: Ich habe vorgestern eine nicht repräsentative und grob unwissenschaftliche Umfrage auf Instagram gemacht. 

00:43:11 Daniel Nicht: Reicht erstmal, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. 

00:43:15 Sara Mohr: Und Entwarnung: Das ist nicht die Studie über die wir heute sprechen. Ich habe mir 4 Fragen aus dem europäischen Gesundheitskompetenz Fragebogen genommen, das ist oft der Fragebogen in ganz vielen von diesen Studien in der einen oder anderen Version genutzt wird. Und es ist eine Skala von 1 – 4. 1 ist sehr leicht und 4 ist sehr schwer und es wird quasi gefragt wie leicht fällt es dir das und das zu tun oder das und das zu verstehen. Lass uns jetzt direkt mal machen. Wie einfach ist es deiner Meinung nach Informationen über eine dich betreffende Krankheit zu finden? 

00:44:15 Sarah Bühler: Leicht.

00:44:25 Daniel Nicht: Also tatsächlich finde ich beim ersten drüber nachdenken also das Internet ist durchaus eine Möglichkeit, Informationen zu finden. Allerdings findest du enorm viele Informationen und teilweise nicht die, die du haben willst. Ich habe mich mittlerweile auf bestimmte Webseiten eingeschossen, auf denen ich ganz explizit suche und nichts anderes mehr zulasse, weil mich das irritiert und ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich diese Seite kontaktiere, die mir auch die beste Antwort gibt.

00:44:49 Sara Mohr: Das ist ein sehr guter Punkt. Ich habe einen ganz tollen Podcast gehört, Link kommt auch in die Shownotes, von Natalie Grams zum Thema Gesundheitskompetenz und sie hat mit Expert*innen aus dem Verbraucherschutz gesprochen und die haben gesagt allein auf Deutsch gibt es 13000 Homepage, die sich irgendwie mit dem Thema Gesundheit und Krankheit beschäftigen. Und natürlich ist nur ein Bruchteil von denen mit zuverlässigen Informationen. Da ist halt super viel Schwurbel und Hokuspokus und Quatsch dabei. 

00:45:27 Daniel Nicht: Also da auch mal aufpassen. Also ich bin bei 2.

00:45:30 Sara Mohr: 2, alles klar. Nächste Frage: Wie einfach ist es deiner Meinung nach zu verstehen, was deine Ärztin oder dein Arzt dir sagt? 

00:45:41 Sarah Bühler: Sehr leicht. 

00:45:43 Sara Mohr: Das kam prompt ok, eine 1? 

00:45:46 Sarah Bühler: Sie sprechen nicht viel. Also man muss denen ja alles gefühlt aus der Nase ziehen. Das, was Sie sagen, ist leicht zu verstehen aber… Ich bleib bei der 1. 

00:46:02 Daniel Nicht: Bei Allgemein- und Hausärzt*innen bin ich bei einer 1, je spezifischer die Fachrichtungen werden, desto mehr tendiere ich dahin, dass es nicht nur die 1, sondern eher 2 ist. Ja, also je mehr – das ist meine Erfahrung – je mehr Ärzt*innen nur noch mit einem bestimmten Bereich an Krankheit zu tun haben oder auf bestimmte Diagnosen quasi eingeschossen sind fangen Sie an, ein Vokabular zu benutzen, was sie immer wieder wiederholen, was für Sie geläufig ist, was ihrem Umfeld geläufig ist, was neuen Patient*innen aber überhaupt nicht geläufig ist. Das macht’s schwierig. 

00:46:41 Sara Mohr: Hm, ok ja. 1 oder 2, 3 oder 4? 

00:46:46 Sarah Bühler: Aber fragst du nicht immer nach? 

00:46:51 Daniel Nicht: Ich möchte jetzt hier nicht alle meine Gesundheitsgeschichten auf den Tisch legen, aber es gab Situationen, da war ich so unter Adrenalin, da habe ich nicht mehr gefragt ja. Es gibt einfach Situationen, da werden dir Dinge erzählt, wo du erstmal damit beschäftigt bist, Informationen zu verarbeiten. 

00:47:02 Sarah Bühler: Mhm dann ja. 

00:47:12 Daniel Nicht: Ob für dich oder die Person, die du begleitest.  Und am Ende, wenn das Adrenalin wieder raus aus dem Körper ist und du denkst, aber was hat di*er Ärzt*in gesagt dann stellst du fest, da sind noch 7 Fragen offen. 

00:47:24 Sara Mohr: Ja, ich hatte einen ganz ähnlichen Gedanken, weil ich dachte auch erst so ich versteh immer, was meine Ärztin mir sagt und wenn, dann frage ich halt nach, ne? Also ich frag einfach so lange bis ich es verstanden hab aber dann dachte ich… 

00:47:35 Sarah Bühler: Also ich muss teilweise nochmal anrufen. 

00:47:40 Sara Mohr: Ja gut, aber das mag ich nicht, das mag ich nicht. Ich ruf nicht nochmal an. Zum Glück war ich halt auch selten in der Situation, dass mir Ärzt*innen was negatives oder was was mich aufgewühlt hat mitgeteilt hat ne, aber ich kann mir vorstellen wenn du halt irgendwie so eine Diagnose bekommst oder irgendein Thema das dich emotional total involviert dann würde ich wahrscheinlich auch nicht in der Lage sein, die richtigen Fragen zu stellen, würde dann nachher rausgehen und ich kann mir das genau vorstellen, wie mein Partner – er hört diesen Podcast schöne Grüße – an dieser Stelle dann fragt: und was hat sie gesagt? Und ich dann sagen muss, ich weiß nicht irgendwas mit einer Krankheit, so ne, das ist absolut verständlich…, also wollen wir noch kurz das in Zahlen packen? Wie einfach ist es zu verstehen, was deine Ärztin, dein Arzt dir sagt? 

00:48:35 Sarah Bühler: Ich bleib bei der 1.

00:48:39 Daniel Nicht: Komm ich geh mal auf ne 2. 

00:48:41 Sara Mohr: Okay? Dritte Frage wie einfach ist es deiner Meinung nach Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Problemen zu finden? Sehr spannende und sehr wichtige Frage. 

00:48:59 Daniel Nicht: Bin ich ja vom Fach. 

00:49:03 Sara Mohr: Aber da musst du dich jetzt kurz in deine Klient*innen reinversetzen. Obwohl, wir fragen ja aus Ergo Sicht! Also aus Ergo Sicht würdest du jetzt sagen das ist ne 1? 

00:49:15 Daniel Nicht: Nee, eben nicht. Also das hat echt Zeit gebraucht, sich da rein zu fuchsen, das ganze System zu verstehen, was ist da alles möglich, also ich bin da auch wieder bei einer 2. 

00:49:24 Sarah Bühler: Also ich finde es sogar tatsächlich schwieriger, weil es die so wenig gebündelt gibt gefühlt.  Ja, das finde ich, ist aber bei vielen Sachen so. Ich habe jetzt vor allem im pädiatrischen Bereich zu tun und da geht es halt viel um Familienhilfe, pädagogische Fachkraft wie auch immer und das ist auch immer schwierig, obwohl man es jetzt schon so oft gemacht hat. 

00:49:50 Sara Mohr: Also Unterstützungsmöglichkeiten finde ich schwierig. Wenn ich jetzt – keine Ahnung – den Verdacht hätte oh, mir geht es nicht gut, ich brauch vielleicht psychische Unterstützung… Ich müsste das ganz stupide googeln, und dann kriegst du halt wieder irgendeine Schwurbelei, ich finde das tatsächlich super schwierig, ja, Sarah willst du Zahl dran packen? 

00:50:17 Sarah Bühler: Ne 3? 

00:50:19 Sara Mohr: Ja, hätte ich auch so gesagt. Letzte Frage:  Wie einfach ist es eurer Meinung nach zu beurteilen, ob Informationen über Gesundheitsrisiken in den Medien vertrauenswürdig sind und in den Medien meint hier Internet, Social Media, Homepages, aber auch Zeitungen, Fernsehen. 

00:50:43 Sarah Bühler: Gar ned? 

00:50:47 Daniel Nicht: Super schwierig 3 also. Es gibt mittlerweile Strategien, die ich mir angeeignet habe, zum Beispiel eine ganz klare Website, von der ich weiß, wo der Content herkommt, so konsumieren. Und es gibt vielleicht auch noch Anbieter von, also wenn jetzt irgendwas in der ARD kommt, dann schenke ich dem oder in bei Arte denke ich auf jeden Fall mehr vertrauen, als wenn das irgendwie bei RTL 2 kommt. 

00:51:17 Sara Mohr:  Aber ich bin mir dann trotzdem nie hundert prozentig sicher… 

00:51:21 Sarah Bühler: Oft nicht, äh, ich hatte ein Schlüsselerlebnis mit dieser Hochtontherapie. Dazu lief ein Beitrag im WDR.

00:51:34 Sara Mohr: Stimmt ja ja und sie haben das so positiv dargestellt, ja. 

00:51:37 Sarah Bühler: Die haben das so emotional dargestellt und seitdem bin ich echt vorsichtig. Ich denk dann eher: Lass mal Leitlinie gucken. 

00:51:53 Sara Mohr: Das ich mag ich ja, wie Sarahs Lebensmotto ist „lass mal Leitlinie gucken“ (lacht). Also wollt ihr nochmal Zahlen dran packen, wie einfach es ist zu beurteilen, ob Informationen vertrauenswürdig sind? Daniel hat schon 3 gesagt. 

00:52:19 Sarah Bühler: 3 ja. 

00:52:22 Sara Mohr: Okay, das heißt außer einer 1 bei einer Frage, wo Sarah gesagt hat Ärzt*innen verstehen, weil sie viel nachfragt, ist leicht, haben wir ansonsten maximal eine 2 und ein paar 3.  Also finden wir, obwohl wir aus dem Gesundheitssystem kommen und uns täglich darin bewegen, fällt es uns nicht leicht. 

00:52:44 Sarah Bühler: Ja, es gibt ja auch sehr viele Erkrankungen und sehr viele Diagnosen. 

00:52:49 Sara Mohr: Sehr viele Informationen. 

00:52:51 Sarah Bühler: Ja genau. 

00:52:54 Sara Mohr: Und das führt uns zu der heutigen Studie, die da heißt, „Die Gesundheitskompetenz von angehenden Ärzt*innen, Pflegenden, Hebammen, Therapeut*innen und Gesundheitsmanager*innen in Deutschland – Explorative Pilotstudie“. Ist vom letzten Jahr von Forschenden aus Stuttgart. Die haben 583 Berufsanwärter*innen von den Berufsfachschulen und akademischen Lehrkrankenhäusern in Stuttgart befragt und wie der Titel schon sagt Absolventinnen der Pflege, der Hebammenkunde, alle Therapieberufe, Logo, Physio, Ergo, sowie vom Studiengang Management im Gesundheitswesen und Medizinstudierende im PJ, also im praktischen Jahr. Und haben die alle den Fragebogen ausfüllen lassen, aus dem wir uns jetzt gerade 4 Fragen angeguckt haben. Der hat in Wahrheit 16 Fragen und die haben den ausgefüllt und haben auch auf dieser 4-stufigen Skala immer eingeteilt. Die Ergebnisse: Freunde, wir vergleichen jetzt mal. Ich habe jetzt die Werte für ganz Deutschland aus der Studie, die ich vorhin angesprochen habe, und wir vergleichen das mal mit den Werten speziell für die Gesundheitsberufe oder die Auszubildenden in Gesundheitsberufen in Deutschland. Eine ausreichende, also gut bis ausreichende Gesundheitskompetenz haben in Deutschland 41,2%. Wenn wir uns davon nur die Gesundheitsberufe angucken, sind es 30,1%. Eine problematische Gesundheitskompetenz haben in Deutschland ungefähr 30% in den Gesundheitsberufen, ungefähr 50%. Eine inadäquate Gesundheitskompetenz, also das niedrigste Level, haben in ganz Deutschland 28% in den Gesundheitsberufen 21%. Da sind also ein bisschen weniger, aber im problematischen Bereich sind halt einfach mal 20% mehr sobald du einen Gesundheitsberuf in irgendeiner Weise ergreifen möchtest.

00:55:23 Sarah Bühler: Da kennst du halt auch Optionen. 

00:55:25 Sara Mohr: Ja, ok meinst du das verwirrt dann, wenn du dann diese ganzen Optionen hast und dann nicht so genau weißt? 

00:55:31 Sarah Bühler: Also wenn du jetzt meine Großeltern fragen würdest, würden die sagen, sie wissen alles über den Blutdruck, sie schreiben ja auf. 

00:55:41 Sara Mohr: Ja, aber Gesundheitskompetenz ist ja nicht nur das Wissen, sondern auch bin ich in der Lage, die zu sammeln, zu verstehen, zu beurteilen. Zu sammeln sind sie in der Lage, aber zu beurteilen und anzuwenden?

00:55:41 Sarah Bühler: Ja, die würden beurteilen, sie haben aufgeschrieben, sie haben das so gemacht, wie der Arzt gesagt hat, ne? 

00:56:02 Sara Mohr: Ja, aber sie ergreifen eben nicht diesen Schritt, oh der Blutdruck ist hoch. Ich muss jetzt mal meine Ärztin anrufen. Das wäre die Anwendung.

00:56:10 Sarah Bühler: Ja, ich versteh das schon. 

00:56:20 Sara Mohr: Aber ist dein Punkt quasi, dass du sagst Gesundheitsberufe sind mit sich selbst kritischer?

00:56:26 Sarah Bühler: Ich glaube, dass sie vielleicht kritischer sind. 

00:56:28 Sara Mohr: Es ist halt immer eine Selbsteinschätzung, das ist eine berechtigte Kritik an dieser Studie. Ja ja, kann ich sehen. Was eben als Konsequenz in dieser Studie fordern ist, dass Gesundheitskompetenz systematisch in die Curricula von Ausbildung und Studium integriert werden sollte, dass das ein Thema sein muss. Ich weiß nicht, wie es bei euch in der Ausbildung war bei mir – aber ich habe ja auch vor 200 Jahren die Ausbildung gemacht – aber da war das kein Thema.

00:57:05 Sarah Bühler: Ich hatte das im Gymnasium tatsächlich. 

00:57:09 Sara Mohr: Im Gymnasium, das ja krass. 

00:57:12 Sarah Bühler: Mhm ich überlege grad in welchem Fach ich glaube Gemeinschaftskunde. 

00:57:17 Daniel Nicht: Also in der Schule hatte ich das nicht, in der Ausbildung schon ein bisschen, es kam halt immer mal wieder die Frage welche Quellen nutzt ihr zum Recherchieren? Also wir waren ja immer wieder angehalten, uns auch selber kundig zu machen über Krankheitsbilder, Referate zu halten und so weiter und wir hatten da halt auch einen Arzt, der unterrichtet hat, der auch immer wieder die Frage gestellt hat, welche Quellen wir benutzen und wenn wir da Schund und Blödsinn angegeben haben, hat er uns auch immer mal wieder darauf hingewiesen, dass das jetzt keine Quelle ist, auf der man Patient*innen behandeln sollte. Da habe ich persönlich sehr viel mitgenommen. 

00:58:01 Sara Mohr: Ja, ich finde, das muss der erste Schritt sein, dass wir unsere Gesundheitskompetenz selber verbessern, und dann ist es aber glaube ich der Schritt: Wie vermittle ich das meinen Klient*innen? Weil naja, ich kann denen nicht sagen lesen Sie mal die Leitlinie.

00:58:25 Daniel Nicht: Immerhin die Kurzversion? 

00:58:26 Sara Mohr: Wahrscheinlich schon allein die Aussage „dazu gibt es eine Leitlinie“, da klingelt halt nix bei vielen Leuten, was sollen die mit der Information, ne? Damit wir so ein bisschen konkretere Ideen haben, gucken wir uns jetzt mal zusammen, kurz noch den nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz an. Der ist von 2018 und der macht nämlich sehr konkrete Empfehlungen was man denn tun sollte, damit die Gesundheitskompetenz in Deutschland besser wird. Und wir gehen diese Empfehlungen einfach mal durch, das sind 15 und wir machen folgendes: ich sage euch die Empfehlung und ihr sagt mir, das ist relevant für die Ergotherapie oder nicht. Weil sie nicht alle für uns relevant. Empfehlung Nummer 1 Das Erziehungs- und Bildungssystem in die Lage versetzen, die Förderung von Gesundheitskompetenz so früh wie möglich im Lebenslauf zu beginnen. Relevant für die Ergotherapie? 

00:59:33 Sarah Bühler: Hm die Frage, ob wir dazu in Schulen Projekte dazu anbieten. 

00:59:40 Sara Mohr: Ja okay, aber eher nicht ja, ja ja, okay. Zweite Empfehlung: Die Gesundheitskompetenz im Beruf und am Arbeitsplatz fördern. Aber sowas von Daniel, Du bist doch hier der Mann für das betriebliche Gesundheitsmanagement.

00:59:57 Daniel Nicht: Auf jeden Fall ja. 

01:00:05 Sara Mohr: ch hetze da jetzt so ein bisschen durch, ne, merkt ihr, aber es sind 15 Empfehlungen, da machen wir mal ein bisschen Tempo. Drittens: Die Gesundheitskompetenz im Umgang mit Konsum- und Ernährungsangeboten stärken. Wir haben hier als Beispiel die Ampel auf Lebensmitteln. Ja, nein. Viertens: Den Umgang mit Gesundheitsinformationen in den Medien erleichtern. Kann zum Beispiel durch Transparenz über das Angebot und die Qualität digitaler Gesundheitsanwendungen schaffen und Angehörige aller Gesundheitsprofessionen dazu befähigen, qualitätsgesicherte analoge und digitale Gesundheitsinformationen zu empfehlen. Ich sehe uns da. 

01:00:46 Daniel Nicht: Also im Umgang damit ja, den Prozess, das zu erleichtern, eher nicht. 

01:00:52 Sara Mohr: Das sind natürlich die Macher*innen von Gesundheits-Apps und so aufgefordert. 

01:00:58 Daniel Nicht: Wobei wir da auch unsere Finger rein…

01:01:01 Sara Mohr: Ja, wir können da unsere Finger immer, wir können ein bisschen rumwurschteln. Ja, und wir sollten früher oder später innerhalb der nächsten Jahre in der Lage sein, digitale Gesundheitsinformationen unseren Klient*innen zu empfehlen. Sarah, ist die Digitalisierungsexpertin hier. der Expertin.

Sarah Bühler: Ja ist aber noch ein schwieriger Markt, weil es da noch so wenig gibt, was evaluiert ist. 

01:01:30 Daniel Nicht: Also jetzt gerade hat eine Bekannte von uns, uns doch auch so eine Übersicht gegeben über Health-Apps welche davon quasi sinnvoll sind und welche nicht, das ist ja so ein erster Schritt. 

01:01:40 Sara Mohr: Ja, das stimmt. Fünfte Empfehlung: Die Kommunen befähigen, in den Wohnumfeldern die Gesundheitskompetenz ihrer Bewohner zu stärken. Kommunen, Kommunen. 

01:01:58 Daniel Nicht:  Community based!

01:02:01 Sara Mohr: Man kann hier Veranstaltungen machen, Messen, Aktionstage, Ausstellungen, die das Thema Gesundheit im Wohnquartier diskutieren. 

01:02:04 Daniel Nicht: Community based Ansätze, ja. 

01:02:19 Sara Mohr: Also da sind wir auf jeden Fall mit drin. Empfehlung 6: Gesundheitskompetenz als Standard auf allen Ebenen im Gesundheitssystem verankern.

01:02:27 Daniel Nicht: Für unseren Teil ja. 

01:02:29 Sara Mohr: Das ist das, was ja quasi auch die die Studie hat es muss in die Curricula, damit das Teil unserer Standards sein. Damit wir kompetent sind und das auch vermitteln können, an unsere Klient*innen. Siebte Empfehlung: Die Navigation im Gesundheitssystem erleichtern, Transparenz erhöhen und administrative Hürden abbauen

01:02:50 Sarah Bühler: Sehr sinnvoll. 

01:02:53 Sara Mohr: Das können wir ja. 

01:02:54 Daniel Nicht: Also ich finde, wir haben da Kompetenz drin, aber Kompetenz, mitzuwirken, nicht alleine zu lösen. 

01:03:02 Sara Mohr: Auf keinen Fall. Es geht um das gesamte Gesundheitssystem, das können wir nicht allein. Aber es ist ja schon mal ein Schritt, dass du sagst, ok bei mir in der Praxis oder bei mir an meinem Arbeitsplatz möchte ich, dass es niedrigschwellige Erreichbarkeit gibt, dass die Kontaktaufnahme einfach ist, dass ich Informationen in verschiedenen Sprachen, auf verschiedenen Niveaus, … dass Leute nicht bei mir anrufen müssen. Sie können eine E-Mail schreiben, sie können mir eine WhatsApp Nachricht schicken, sie können mir einen Brief schreiben, über verschiedene Kanäle leicht zugänglich. Empfehlung 8: Die Kommunikation zwischen den Gesundheitsprofessionen und Nutzern verständlich und wirksam gestalten. Ist ein bisschen ähnlich wie das vorher, ne?

01:03:42 Sarah Bühler: Ja, ja, ja, da geht es um die Gestaltung, den Punkt vorher hätte ich eher beim Programmieren gesehen. Es ist so beim Aufbau, unterstützt dann beim Inhalt ja. 

01:03:53 Sara Mohr: Ja, du hast recht ja, die schreiben hier eine patientenzentrierte, barrierefreie Kultur und gendersensible Kommunikation durch die Gesundheitsprofessionen, über Gesprächsführungstechniken und wissenschaftliche Standards verbindlich sicherstellen. Empfehlung 9: Gesundheitsinformationen nutzerfreundlich gestalten.

01:04:14 Daniel Nicht: Mitwirken ja. 

01:04:16 Sara Mohr: Ja, also weiß nicht, wir geben ja auch Gesundheitsinformationen raus ne, wenn wir den Leuten sagen, sie sollten diese Übungen machen, dann ist das eine Gesundheitsinformation, wenn wir den Leuten sagen, sie sollten diese Betätigung so und so anders umsetzen, um den Rücken zu schonen oder whatever, dann ist es eine Gesundheitsinformation. Wir geben ständig Gesundheitsinformationen raus. 

01:04:37 Sarah Bühler: Ja, ich mach dazu auch Videos ja. 

01:04:41 Sara Mohr: Ja, genau welches Medium nutzen wir, sagen wir das den Leuten einfach nur? Stellen wir sicher, dass sie uns verstanden haben?

01:04:47 Sarah Bühler: Tun wir. 

01:04:47 Sara Mohr: Und das geht über in den nächsten Punkt. Empfehlung 10: Die Partizipation von Patient*innen erleichtern und stärken. Und das ist der einzige Punkt hier, wo Ergos namentlich erwähnt sind in diesem nationalen Aktionsplan. Sie sagen das ist Aufgabe der Gesundheitseinrichtungen wie zum Beispiel Ergotherapiepraxen, die Partizipation von Patient*innen zu stärken. 

01:05:14 Daniel Nicht: Das ist ein sehr klares Ziel für uns, sehe ich uns auch absolut. Also bei den anderen hatten wir ja bisher eher so Mitwirkung, das ist ja wirklich der Kern dessen was wir tun. 

01:05:25 Sara Mohr: Genau. Empfehlung 11: Gesundheitskompetenz in die Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen integrieren. Ja, das sind halt unsere Klient*innen, ne? Empfehlung 12: Einen gesundheitskompetenten Umgang mit dem Krankheitsgeschehen und seinen Folgen ermöglichen und unterstützen. Ja, das wäre das bei deinen Großeltern. Wenn die Ergotherapie hätten, dass die Ergotherapeutin sagt, äh, wissen sie mit dem Blutdruck, vielleicht müssen sie da nochmal mit ihrer Ärztin sprechen, weil nur aufschreiben…

01:06:01 Daniel Nicht: Hilft nichts. 

01:06:02 Sarah Bühler: Davon wird er nicht besser. 

01:06:10 Sara Mohr: Empfehlung 13: Fähigkeit zum Selbstmanagement von Menschen mit chronischer Erkrankung und deren Familien stärken. Das ist das eigentlich, zum Beispiel Selbstmanagement des Blutdrucks. Hier können wir unterstützen. „Menschen in die Lage versetzen, auf Augenhöhe mit anderen Gesundheitsprofessionen zu interagieren“, steht hier noch als Punkt. Das finde ich ja schön. Empfehlung 14: Gesundheitskompetenz zur Bewältigung des Alltags mit chronischer Erkrankung fördern. Ich bin ein bisschen beleidigt, dass wir hier nicht namentlich erwähnt werden. 

01:06:40 Daniel Nicht: Ja, immerhin waren wir in 10 genannt. 

01:06:44 Sarah Bühler: Unser Schlagwort ist halt Partizipation.

01:06:48 Sara Mohr: Ja, hier steht noch „bei der Förderung von Gesundheitskompetenz stets auch die Alltagsbereiche der Menschen mit chronischer Erkrankungen, Wohnen, Einkaufen, Arbeiten, Freizeit beachten und Familienangehörige, Freunde sowie Nachbarschaften konsequent einbeziehen“. 

01:07:04 Daniel Nicht: Also aufgrund dessen, was da alles jetzt aufgelistet ist, aufgrund der Studie, die wir uns angeguckt haben finde ich – also ich weiß nicht – ob in die Curricula aller Gesundheitsberufe dieses Thema gehört? Aber gerade wir, die wir im Alltag der Patient*innen arbeiten und gerade auch da arbeiten wo so die Frage kommt „gehe ich damit zu Ärzt*innen?“, „Wie gehe ich jetzt damit um?“, da finde ich es sehr sinnvoll, dass das im Curriculum ist. Aber ich weiß nicht, ob das in jeden Gesundheitsberuf gehört, also ich weiß nicht, ob wir dann so also Sozialarbeiter*innen sind, ja zum Beispiel auch irgendwo im Gesundheitswesen tätig. Ob die das jetzt brauchen? 

01:07:58 Sara Mohr: Ja klar! Also wir haben über die sozialen Determinanten von Gesundheit gesprochen, also genau da ist ja dieser Zusammenhang, alle müssen das. Also auch Ärzt*innen müssen verstehen, wie kommuniziere ich Gesundheitsinformationen? Und die müssen verstehen, dass ihre Patient*innen gar nicht Einfluss haben auf alles, was ihre Gesundheit beeinflusst, aber wie können wir anders drauf Einfluss nehmen? Ich glaube, das ist für alle relevant. Da können sich die Logos nicht rausnehmen. Da können sich die Sozialarbeiter*innen nicht rausnehmen. Sobald du mit Gesundheit zu tun hast, hast du mit diesen sozialen Determinanten von Gesundheit zu tun und du hast mit Gesundheitskompetenz zu tun.

01:08:35 Daniel Nicht: Ja, das stimmt. 

01:08:37 Sara Mohr: Also wir können nicht immer nur weiter an dem Blutdruck rumdoktorn wenn der Person gar nicht bewusst ist oder nicht verständlich vermittelt werden kann und sie nicht darin begleitet werden kann, ihren Lebensstil zu verändern, weil wir wissen, dass der Lebensstil einen unglaublichen Einfluss auf den Blutdruck hat und auf alle daraus folgenden Erkrankungen und hoher Blutdruck ist ein Risikofaktor für so ziemlich alle Erkrankungen, die mir spontan einfallen. Also, wir können nicht weiter Symptome behandeln, ohne mal die Frage zu stellen können wir vielleicht Umwelten verändern, damit Menschen gar nicht erst krank werden? Und die Frage müssen sich alle Akteure im Gesundheitswesen stellen. Empfehlung 15: Die Forschung zur Gesundheitskompetenz ausbauen. Und dazu gehört meiner Meinung nach auch ergotherapeutische Forschung. Nicht nur, aber auch. 

01:09:34 Daniel Nicht: Auf jeden Fall. 

01:09:37 Sara Mohr: Das waren die ganzen Empfehlungen aus dem Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz, Link in den Show Notes. Und damit bin ich mit meinem Thema durch. Ich finde, das ist ein sehr spannendes Thema und Liebe Esha, wenn du dazu forschst, oder uns dann noch irgendwas dazu erzählen möchtest, schreib uns gerne! Schicke uns eine Sprachnachricht oder irgendwas. 

01:09:59 Daniel Nicht: Es gibt jetzt die Möglichkeit auf ergo-unterwegs.de, das auch direkt unter dem Podcast zu machen.

01:10:05 Sara Mohr: Dann können alle anderen das lesen. Weil es ist so ein großes Thema also ich könnte – ich habe jetzt schon unglaublich lange gequakt – aber da gibt es noch so viel mehr. 

01:10:19 Daniel Nicht: Generell sind wir heute mit unserer Folge ein bisschen länger geworden. 

01:10:26 Sara Mohr: Ich möchte an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, weil mir aufgefallen ist, dass ich das noch nie im Podcast gesagt habe: zu jeder Podcast Folge gibt es einen Instagram Beitrag auf Instagram indem wir die Studie nochmal visuell zusammenfassen mit schönen Bildern wenn ihr also auf Instagram seid, guckt doch mal bei Ergo Unterwegs, wobei, da gibt es das Ganze nochmal in Bildchen für die Leute, die so ein bisschen visueller unterwegs sind, wie ich. 

01:10:53 Daniel Nicht: Und für die nächsten Podcast Folge je nachdem ob Sara wieder eine Umfrage macht, kann man natürlich auch an Umfragen teilnehmen. 

01:10:59 Sara Mohr: Genau, wenn ich wieder unwissenschaftliche Umfragen mache… Sarah und ich haben uns schon überlegt, in der nächsten Folge würden wir gerne mal über Reflexintegration sprechen. 

01:11:09 Sarah Bühler: Oh ja, ich freue mich drauf, ich hab super Bock drauf. Das ist schön, das Thema begleitet mich schon seit Jahren. 

01:11:18 Sara Mohr: Ja, ich erinnere mich, dass wir schon sehr viele intensive Gespräche dazu hatten, die haben gereicht von „Das ist ja alles totaler Quatsch“ zu „ich sollte da dringend eine Fortbildung zu machen“ (lacht) und irgendwo auf diesem Spektrum werden wir uns in der nächsten Folge bewegen ja, wir haben uns ja irgendwo eingependelt. Wir checken die Evidenz zu der Integration frühkindlicher Bewegungsmuster oder Rest-Reaktion oder wie auch immer man es nennt. Auch das werden wir klären in der nächsten Folge. Ich freue mich. Wenn ihr uns Studien schicken wollt, Themen schicken wollt, gerne über die Homepage Ergo-unterwegs.de oder bei Instagram oder bei Facebook. Supi Leute, das hat mir sehr viel Spaß gemacht mit euch. 

01:12:14 Daniel Nicht: Auf jeden Fall. Ja, es war wieder ein schöner, nicht Abend für dich morgen. 

01:12:22 Sara Mohr: Kaffee ist leer, Folge vorbei. 

01:12:27 Sarah Bühler: Sehr schön, bis dann, Tschüss. 

Die Studie in Bildern

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